Helmut (Heli) Kotter am Schleier Wasserfall beim Aufwärmen in "Überraschung" (7b) |
Helmut (Heli) Kotter in "Mongo", 9a [Foto: Heinz Zak] |
Wir schreiben den 7. März 2008. Nach einem frühlingshaften Februar hat sich der Winter mit Schnee und lausig kalten Temperaturen eindrucksvoll zurückgemeldet. Eigentlich war heute ein Bouldertag geplant, doch der Blick zum Bürofenster hinaus lässt einen kleinen Rest von Motivation ziemlich schnell in sich zusammenfallen. Da reißt mich das Klingeln des Telefons aus meinen Überlegungen - der Heli ists. Und ziemlich schnell merke ich an seiner fröhlichen Stimmung, der Bursch hat was zu feiern: "Mongo", 9a (UIAA 11), hat fast 4 Jahre nach der Erstbegehung und satte 19 Jahre nach der Erschließung am 6. März 2008 die 2. Begehung erhalten. Heli hat wieder einmal das Kunststück geschafft, einer 25 m langen und ultra überhängenden Powerroute bei widrigsten Bedingungen mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und ohne Sonne eine Begehung abzuringen. Damit darf sich Heli nun zum illustren Kreis 3er Kletterer zählen, die am Schleier Wasserfall eine Route im Grad 9a bewältigen konnten. Bereits wenige Tage zuvor war er schon nach dem eigentlichen Schlüsselzug aus mangelnder Konzentration am Griff vorbeigeschossen. Doch diesmal war der Motivationskünstler Heli auch mit dem Kopf 100-prozentig bei der Sache. Nach der extremen unteren Schlüsselpassage folgt ein ziemlich mäßiger Schüttelpunkt - oder vielleicht sollte man dies eher als kurzen Verschnaufpunkt bezeichnen, denn immerhin befindet man sich hier im 8b-Gelände. Bei den eisigen Temperaturen war es jedenfalls ein riesiges Problem, hier nochmals genügend Energie für die folgende dynamische 8b+ Passage zu sammeln, bei der es im Durchstieg dann auch tatsächlich Spitz auf Knopf stand. Der eigentliche Schlüsselzug dieser Passage ging zwar noch locker, doch die langsam eisig werdenden Finger ließen Heli gerade noch so an einem der darauffolgenden Griffe hängen bleiben. Klar, dass hier der Turbo zugeschaltet wird, und so gelingt gerade eben noch das Erreichen der rettenden "Henkel". Der Weiterweg zur Umlenkung ist für Heli dann nur noch Formsache und damit lässt sich seine jetztige Freude am Telefon natürlich hinlänglich erklären!!! Letztes Jahr war es etwas ruhiger um den starken Rosenheimer geworden, was jedoch wie man jetzt sieht, nicht heißt, dass er untätig war. Die letzten beiden Winter hat Heli fleißig an seiner Maximalkraft gebastelt und darüber hinaus nahezu unbeachtet eben noch einige 8c-Routen am Schleier Wasserfall wiederholt. An der Geisterschmidwand bei Kufstein gelang ihm außerdem im Zuge des Frühjahrstrainings 2007 eine Wiederholung von Wagnis Orange (die Erstbegehung einer schwereren Einstiegsvariant dieser Route gelang ihm schon im Jahr zuvor, siehe Unverhofft kommt oft). Darauf machte er sich noch über eine neue Kombination her, von der ihm einige Wochen darauf die Erstbegehung gelang und die wohl im Grad 8c+ anzusiedeln sein dürfte. Bei einem "Trainigsbesuch" am Rottachberg gelang ihm zu Trainingszwecken die Wiederholung von Chri-Su (8c) sowie Basika (8c) an einem Tag (beide Routen konnte Heli bereits im Vorjahr klettern). Dass all dies neben seinem anstrengenden Maschinenbau-Studium, das Heli zudem nicht eben auf die leichte Schulter nimmt, überhaupt möglich ist, ist einzig mit der unglaublichen Motivation und dem riesen Spaß zu erklären, den Heli am Klettern findet. |
Heli in "Mongo", 9a [Foto: Heinz Zak] |
Nach seinem Erfolg in "Mongo" machte sich Heli übrigens einige Tage Richtung Osp auf, und wer geglaubt hat, der starke Rosenheimer lässt es jetzt erst mal etwas ruhiger angehen und ruht sich auf seinen Lorbeeren aus, der kennt Heli schlecht. Aus den Jahren zuvor stand noch der Durchstieg der Route "Conecmira" (8c/c+) aus, die sich diesmal gegenüber so viel geballter Power innerhalb kürzester Zeit ergeben musste.
Herzlichen Glückwunsch Heli und weiterhin VOLLGAS!
Harald Röker
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