Die atemberaubende Wandflucht der Drei Zinnen ausnahmsweise von der Sonne beschienen |
Das Erfolgs-Team Helmut (Heli) Kotter und Wolfgang Widder |
(sorry, not available in English yet)
Text: Harald Röker, Fotos: Archiv Kotter/Widder
Am 11. Juni gelang Helmut (Heli) Kotter mit der 2. Wiederholung der Route "Bellavista" (8c) von Alexander Huber an den Drei Zinnen in den Dolomiten ein lang gehegter Traum. In den 4 Tagen in der Wand ist ihm eine weitere Linie ins Auge gestochen und so ließen ihm die 80m Dachkletterei der "Pan Aroma" (8c) keine Ruhe mehr, der Zinnen-Doppelpack musste her...
Die Verhältnisse Anfang des Jahres waren alles andere als gut. Lange Schnee, dann gefährliche Lawinenverhältnisse und ein erneuter Wintereinbruch im späten Frühjahr. Die Zinnen schienen Heli und seinem Seilpartner Wolfgang Widder wieder einmal nicht gewogen zu sein. Trotzdem machten sich die beiden recht zeitig im Jahr auf, um der "Bellavista" zu Leibe zu rücken, dazu Heli: "Die Route hat Wolfgang und mich stark fasziniert, denn, wo macht man schon 60 athletische Klettermeter durch ein riesiges Dach!" Anders als im vorigen Jahr, als andauernde Nässe in der Wand eine Begehung nicht zuließ, waren die Bedingungen heuer in der Wand besser und dem Duo gelang es recht schnell, sich wieder in den alles andere als übersicherten Längen der "Bellavista" zurecht zu finden. So gelang Heli bereits am 11.06.2010 die Erfüllung eines lange gehegten Traumes! Schon die erste Länge (9-) mit ihren 35m weist derartig schlechtes Material in zweifelhaftem Gelände auf, dass man sich seiner Sache zumindest einigermaßen sicher sein sollte, auch wenn in diesem Gelände von sicher sicherlich nie die Rede sein kann. Ein Sturz würde mit hoher Wahrscheinlichkeit mit fatalen Folgen am Wandfuß enden! Auch die folgenden Längen bewegen sich in anspruchsvollstem und alles andere als kompaktem Gelände mit nur wenigen Normalhaken als Zwischensicherung. Beachtenswert, dass sich das Duo der Herausforderung dieser anspruchsvollen Route ohne wenn und aber gestellt hat und die Sicherungssituation als solche akzeptiert und gemeistert hat. Dass dies nicht mehr unbedingt jeder Kletterer kann und bereit ist zu tun, zeigte die Tatsache, dass bei einem Fototermin einige Zeit nach der Begehung von einer anderen Seilschaft meterlange Schlingen angebracht waren, offensichtlich mit dem Ziel, die eine oder andere Passage deutlich zu entschärfen. Warum sich ein Sportler einerseits einer Route dieser Kategorie annimmt und andererseits nicht bereit ist, den Charkter solch einer Route zu akzeptieren, darf an dieser Stelle duchaus einmal sehr kritisch hinterfragt werden! Ist es der Wunsch nach öffentlicher Anerkennung um jeden Preis? Druck von Sponsoren? Egal wie, solche Auswüchse sind traurig und trotz der gemeisterten reinen klettertechnischen Schwierigkeiten, die durchaus Respekt verdienen, kann eine solche Begehung meiner Meinung nach nicht gewertet werden. Wer im Sportkletterbereich Toprope klettert, wird sicher nicht davon reden, eine Route geklettert zu haben und im alpinen Bereich kommt die Entschärfung gefährlicher, nicht absicherbarer Passagen über lange Schlingen meiner Meinung nach einer Toprope-Begehung im Klettergarten gleich. Dass es durchaus auch anders geht, hatte zuvor unser Erfolgsteam ja deutlich bewiesen! Und Heli wäre nicht Heli, wenn er in den vier Bellavista-Tagen in der Wand nicht bereits ein Auge auf die unglaublich beeindruckende 80m Dachkletterei der benachbarten "Pan Aroma" geworfen hätte. So war es für ihn keine Frage, sich gleich nach seinem Bellavista-Erfolg der zusätzlichen 60m langen und ultra pumpigen 8b+-Länge der "Pan Aroma" anzunehmen. Im Gegensatz zu "Bellavista" sind hier nicht nur die Standplätze gebohrt, sondern in den 2 schweren Dachlängen stecken Bohrhaken als Zwischensicherungen, allerdings mit sportlichen Abständen von bis zu 12m. Bereits das Klettern von Haken zu Haken in diesen Quergangspassagen im oberen 9ten Grad erfordert hier vollste Konzentration und höchstes Onsight-Kletterkönnen - ausbouldern unmöglich! Das folgende extremst steile 8c-Dach hat Heli dann vollends begeistert. Super athletische Dachkletterei vom feinsten mit hochinteressanten Zügen, Hooks und dem ganzen Technikprogramm, wie man es sonst nur vom Bouldern gewohnt ist und das ganze in einer Ausgesetztheit, die ihresgleichen sucht! Bereits einen Monat später gelang ihm so am 09.07.2010 der Durchstieg dieser physisch noch etwas anspruchsvolleren der beiden ganz harten Zinnen-Wege und das Double war geschafft. Auch hier war es die zweite Wiederholung, die Heli vergönnt war, nachdem Hans Jörg Auer ca. zwei Wochen vor ihm die erste Wiederholung dieser Huber Route gelang. Nach Alexander Huber, dem Erstbegeher dieser beiden Routen, ist Heli damit der erste Kletterer, dem eine Wiederholung beider Routen gelang und dies im gleichen Jahr mit einem Abstand von nur wenigen Wochen. Umso bemerkenswerter, da das Duo Wolfgang und Heli sich durchaus nicht Vollzeit mit Klettern beschäftigen kann. Wolfgang bewältigt einen anstrengenden Vollzeit-Ingenieursjob und Heli steckt nach erfolgreichem Abschluss seines Ingenieurs-Studiums mitten in der straffen Weiterbildung zum Berufsschullehrer. Die Zinnen-Trips starteten daher in der Regel mit einer mitternächtlichen Anreise. Nach nur wenigen Stunden Schlaf ging es dann bis zum verschwinden des Tageslichts in die Wand, um am Ende des Wochenendes spät in der Nacht zurück zu kehren. Am nächsten Morgen wartete dann selbstverständlich wieder der normale harte Arbeitsalltag.... Gratulation von dieser Stelle an Heli und Wolfgang und allergrößten Respekt auch vor dieser herausragenden Team-Leistung! Ausgesetzte Kletterei, die so kaum noch überboten werden kann. Helmut Kotter in der 8b+-Länge der "Pan Aroma" (8c) |
Luftige Abseilfahrt durch mächtige Überhänge |
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