Atemberaubender Ausblick vom Biwakplatz |
Fabi am Stand nach der 8c-Länge |
Text und Fotos: Fabian Buhl
Mit dem 21ten März ist der kalendarische Winter endgültig vorbei, aber vom 17.3-19.3 zeichnete sich das langersehnte Winterfenster ab und ich versuchte meine Chance zu nützen. Heuer habe ich viel Zeit und einiges an Boulderform geopfert und mich einem Winterprojekt verschrieben. Dies war absolutes Neuland für mich und eine spannende Herausforderung, welche sich zunächst unmöglich anfühlte. Als Alex Huber mir von seiner neuen Route am Hohen Göll erzählt hatte, war ich stark beeindruckt, denn er versprach mir perfekten Kalk, weite Runouts und eine zwingend frei zu kletternde Crux. All dies auch noch hoch oben in der ziemlich abgelegenen Nordwand des Hohen Gölls. Erst ein paar Monate danach kam der Gedanke einer Solo Winterbegehung in mir auf. Ich war mir sehr wohl bewusst, dass es solo sehr hart und anstrengend wird, wollte meine Vision aber unbedingt versuchen. Ich rechnete eigentlich fast mit einem Misserfolg, dachte mir aber, dass ich sicher viel für kommende alpine Aktionen lernen werde. Alex war etwas skeptisch, ob es geht, unterstützte mich aber von Anfang an in meinem Vorhaben. Zusammen mit ihm und Lukas Binder erkundete ich den Zustieg und wir transportierten etwas Equipment in die Nähe der Wand. Die Schwierigkeiten sind nicht nur klettertechnischer Natur, sondern liegen auch im Zustieg, dieser ist sehr lawinengefährlich, da er erst über steile Grashänge und dann durch eine sehr steile, windverblasene Rinne führt.
Deshalb musste ich auf sichere Verhältnisse warten, allerdings wurde mir auch an guten Tagen in den steilen Hänge unmittelbar unter der Wand ziemlich mulmig. Ein Großteil des Zustiegs kann mit Ski absolviert werden, aber die letzten 350Hm des Couloirs sind schlichtweg zu steil; hier ist eine interessanter Mix aus hüfttiefer Schneewühlerei und Mixed-Klettern angesagt. Aber wegen dem vollen Winterprogramm bin ich ja gekommen und war dementsprechend motiviert, Alles zu geben, um meinen Traum zu realisieren. Anstrengende "Schneewühlerei" am Zustiegs-Couloir In dieser Art von Kalk findet man fast keine Cliff-Placements zum Rasten, oder um sich technisch über eine schwere Stelle zu helfen; auch mobile Sicherungsgeräte können nur spärlich eingesetzt werden. Deshalb bleibt oft nur noch ehrliches Freiklettern übrig. Da Alexs Bolts wie üblich sehr weit auseinander liegen, sammelte ich schnell Flugmeter und begann meinem Solosystem zu vertrauen. Das einzige, um was ich mich wirklich kümmerte, war der nächste Bolt, bzw. das Erreichen des nächsten Standes. Ab und zu bin ich 40 Min. im Runout auf und ab geklettert, um die Schwachstelle der Wand zu erkennen, oder um die nächsten Griffe mit meiner freien Hand zu enteisen. Manchmal musste ich ganze Bänder freischaufeln, um den Stand zu finden. Am Ende gab es sicher Situationen, in denen ich viel Glück hatte um mir somit die erste Wiederholung der Wetterbockwand 8c,10 Seillängen in der Nordwand des Hohen Gölls im Winter und solo zu sichern Jeden Morgen um 4:30 aufzustehen und in der Kälte bis zur Dunkelheit zu klettern, war definitiv eine neue lehrreiche Erfahrung und mich hat es sehr gefreut, zu sehen, dass mein Körper in solchen Situationen gut funktioniert. Ich war die ganzen drei Tage lang extrem fokussiert und fühlte mich nie müde oder erschöpft. Ich habe auch an keiner meiner Entscheidungen gezweifelt, sondern einfach meinen Plan eingehalten. Dies liegt vermutlich am deutlich zu hohen Adrenalinspiegel. Denn als ich am Ende des dritten Tages den sicheren Forstweg zum Auto erreichte und mir klar wurde, dass jetzt keine Lawine oder sonstige Gefahr mehr drohte, ließ der Adrenalinspiegel nach und ich fühlte ich mich schlagartig ziemlich leer und platt. Sobald der Adrenalinspiegel sinkt, kommt schlagartig die Erschöpfung durch Zum Schluss kann ich nur sagen, dass ich mit viel Schinderei und organisatorischem Wahnsinn gerechnet habe, allerdings war mir das wirkliche Ausmaß nicht bewusst. Ich musste noch nie mehr Einsatz bringen oder härter an einem Projekt arbeiten. Jetzt bin ich nur froh, dass ich wieder heil unten bin und um eine coole Erfahrung reicher! |
"Wetterbock" XI- (8c) am Hohen Göll
Die Strapazen stehen Fabi nach den 10 Längen ins Gesicht geschrieben
Extreme Bedingungen - die Hände am Ausstieg |
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